Mehr Licht – James Turrell in Baden-Baden

Wir sind im Himmel – offensichtlich gerade zeitgleich völlig schmerzfrei und unerwartet gestorben, und jetzt wandern wir hier friedlich durch waberndes Licht, das ganz sanft seine Farben wechselt. Grün, blau, violett, orange, weiß – ruhig, freundlich, einfach schön fühlt sich das an. Der Raum scheint unendlich groß zu sein. Wie sehr man auch sucht, es sind keine Wände zu erkennen. Leider ist die Zeit im wunderbaren Jenseits eng begrenzt: Bereits nach wenigen Minuten müssen wir das Paradies verlassen – die nächsten Besucher werden schon ungeduldig. So verlassen wir den Lichtraum Apani wieder, streifen uns die weißen Papierpuschen von den Füßen und schauen uns den Rest der Ausstellung von James Turrell an – immer noch schwer beeindruckt und leicht benebelt.

James Turrell: Ganzfeld Apani Museum Frieder Burda Baden-Baden 2018 cJames Turrell Foto: Florian Holzherr

 

 

 

 

 

 

The Substance of Light

Einmal komplett in Licht und Farbe baden: Das geht derzeit ganz hervorragend im Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Noch bis zum 28. Oktober kann man hier in die Lichträume von James Turrell eintauchen – ein geradezu magisches Erlebnis. Die Werkschau „The Substance of Light“ präsentiert des Künstlers Schaffen aus über fünf Jahrzehnten und ist in enger Abstimmung mit ihm entstanden.

Ein weites Feld

Nicht nur mein persönliches Highlight ist der Lichtraum Apani, auch Ganzfeld genannt. Dieses Kunstwerk hat schon 2011 auf der Biennale in Venedig für Furore gesorgt. Nur wenige Besucher werden jeweils in einen Raum gelassen, der scheinbar keine Grenzen kennt. Sanfte und satte Töne gehen fließend in der großen Installation ineinander über, Wände, Boden und Decken sind in einen Nebel aus wechselnden Farben getaucht und ziehen den Betrachter hinein. Die räumliche, meditative Tiefe erinnert an Bilder von Mark Rothko – nur, dass man sich bei Turrell selbst mitten in einem Bild aus waberndem Licht befindet.

Auch die anderen Kunstwerke sind eindrucksvoll: Im Mittelpunkt steht immer das Licht, selbst Turrells schwarz-weißen Papierwerke bringen eine besondere Leuchtkraft mit. Oder die Skyspaces: Das sind jeweils individuell an die Umgebung angepasste Gebäude. Das Besondere sind hier Öffnungen in der Decke, durch die der Himmel wie ein lebendiges Gemälde erscheint. So etwas hätte man auch gerne im Garten.

Zu seinem ambitioniertesten Projekt Roden Crater wurde der leidenschaftliche Flieger Turrell bei einem Flug über Arizona in den 70er Jahren animiert. Dabei entdeckte er einen erloschenen Vulkan, den er seit Jahren zu einem Himmelsobservatorium umbaut – ein gigantisches unterirdisches Projekt.  Die große Auswahl an Modellen, Fotografien und eine Filmdokumentation lassen den Umfang nur erahnen.

Wer also in der Nähe von Baden-Baden ist,  sollte sich unbedingt die Zeit nehmen „The Substance of Light“ im Museum Frieder Burda anzuschauen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

https://www.museum-frieder-burda.de/de/home/

 

 

 

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